Australien. Die meisten australischen Krankenschwestern, Pfleger und Hebammen sind in einer der Gewerkschaften des Gesundheitswesens organisiert. “Das ist schon allein deshalb wichtig oder empfehlenswert, weil wir auf diese Art juristisch abgesichert sind, wenn im Alltag etwas schief geht”, sagt Lexie Gonzales.
Die Berufsverbände der im Gesundheitswesen Beschäftigten gehören daher zu den größten Gewerkschaften im Land. Der Jahresbeitrag für Krankenschwestern ist mit etwa 760 Australischen Dollar (465 €), nicht unbeträchtlich. Aber der Berufsverband unterstützt nicht nur bei rechtlichen Problemen, die Associationsbieten auch Kurse und Schulungen an und beraten in Konfliktsituationen.
Denn abgesehen davon, dass Krankenschwester der am höchsten angesehene Beruf in Australien ist – vor Ärzten und Apothekern – ist ihre Arbeit zugleich eine der aufreibendsten Tätigkeiten. Das Krankenhaus ist ein Umfeld, in dem die Angestellten enormen Belastungen ausgesetzt sind. “Beleidigungen, Wutausbrüche von Patienten oder Ärger mit Angehörigen sind an der Tagesordnung”, weist Gonzales auf einen widersprüchlichen Umstand hin: “Man liebt uns zwar, behandelt uns aber nicht sonderlich gut.”
Auch deshalb habe ihr Beruf vermutlich eine “hohe Burn-Out-Rate”. Man müsse seine eigenen Grenzen einschätzen können und sich vor allem auch selbst darum kümmern, sich nicht zu überfordern. Sie selbst hat sich gerade für einen Kurs in einem benachbarten Krankenhaus angemeldet, wo einen Tag lang Belastbarkeit und Techniken zur Erhöhung der eigenen Widerstandsfähigkeit trainiert werden.
Für Gonzales ist ihre Teilzeitanstellung mit einer Viertagewoche derzeit genau das Richtige. Ihr Vertrag schließt vier Wochen bezahlten Urlaub ein, außerdem acht Krankheitstage und zusätzlich freie Tage für Familienbetreuung und Fortbildung. Finanziell könnte sie sich dank ihrer günstigen Wohnsituation auf dem Lande auch leisten, weniger Stunden zu arbeiten. “Ich kann von meinem Einkommen derzeit sehr gut leben. Aber das hängt natürlich für jeden vom Lebensstandard und den eigenen Zielen ab”, sagt Gonzales, die sich vor allem darauf freut, sich noch weiter zu qualifizieren. “Es ist eine irre intensive Arbeit. Aber ich liebe sie”, sagt die 45-Jährige. “Im Moment kann ich kann mir nicht vorstellen, einen anderen Job zu machen, einfach weil es so ein sinnvoller und befriedigender Beruf ist.”